Mythos entlarvt: Fördert die private Krankenversicherung (PKV) eine Zweiklassen-Medizin?

Shownotes

Ist private Krankenversicherung (PKV) wirklich unsolidarisch?

Servus vom Serve. Herzlich willkommen. In der heutigen Folge geht es um die Frage, ob die Private Krankenversicherung sozial ungerecht ist. Mit dieser Aussage werde ich gelegentlich konfrontiert. Ich selbst bin Privatpatient, meine Tochter und mein Sohn ebenfalls. Auch mit meiner Tochter habe ich schon über dieses Thema diskutiert. Sie fragte sich, ob die Mitglieder der Gesetzlichen Krankenversicherung schlechter gestellt seien als sie selbst. Es gefällt mir, dass sie über den Tellerrand hinausschaut und darüber nachdenkt.   

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Auch in den Medien hört man immer wieder die Klage, dass es in Deutschland eine Zwei-Klassen-Gesellschaft gäbe, was die Krankenversorgung betrifft. Die Gesetzlich Krankenversicherten sagen, dass die Privat Versicherten eine bessere Behandlung bekämen und bevorzugt würden. Das stimmt in der Tat, denn wenn du als Privatpatient in einer Praxis anrufst, dann kommst du in der Regel schneller dran. Aber warum ist das trotzdem gerecht? Der gesetzlich versicherte Patient erhält die moderneren Behandlungsmethoden meist nur, weil es die Privat Versicherten gibt, die die Arbeit der Ärzte quer finanzieren.

Ich möchte euch von einem Beispiel erzählen. Einer meiner Freunde, ein Augenarzt, investierte 120.000,- Euro in ein neues medizinisches Gerät. Das ist ein hoher Geldbetrag, der sich amortisieren muss. Die Gesetzlichen Krankenversicherungen, ich kürze sie im Folgenden mit GKV ab, bezahlen ihren Mitgliedern die Nutzung dieses Gerätes nicht. Es sind die Privatpatienten, die diese Behandlung in Anspruch nehmen, denn die Privaten Krankenversicherungen (PKV) bezahlen die Behandlungen mit diesem neuen Gerät. Deswegen lohnte es sich für den Arzt, das Gerät anzuschaffen. Er ist jedoch nicht verpflichtet, diese Leistung auch den Versicherten der GKV Leistung anzubieten. So mancher Gesetzlich Versicherte denkt, dass alles, was in der Arztpraxis angeboten wird, auch ihm zur Verfügung stehen muss. Das entspricht einer Art von Vollkasko-Mentalität. Natürlich denken nicht alle GKV-Versicherten so, aber viele von ihnen. Die Medizinischen Fachangestellten, die am Empfang der Praxis als Erstes mit den Patienten in Kontakt kommen, sind nicht darin geschult, dem Patienten etwas zu verkaufen. Der Gesetzlich Versicherte erwartet, dass alle Leistungen für ihn kostenlos sind, jedoch können die Angestellten diese Zusatzleistungen nicht verkaufen. Dort besteht eine Diskrepanz.

Beim Privatpatienten ist diese Zusatzleistung ein automatischer Durchläufer. Er oder sie erhält die Behandlung, und wenn sie medizinisch notwendig ist, wird sie von der Krankenkasse bezahlt. Dieser Automatismus ermöglicht dem Arzt, moderne Geräte anzuschaffen, weil er weiß, dass die Privatpatienten die Nutzung bezahlen. Langfristig gesehen kann er aus diesem Grund das Gerät auch den GKV-Versicherten zur Verfügung zu stellen. Das heißt, dass viele Behandlungen für den Gesetzlich Versicherten erst dadurch möglich werden, dass die Privat Versicherten der Garant dafür sind, dass sich die Investition in ein neues Gerät lohnt. Privatpatienten werden auch deshalb besser behandelt, weil die Rechnung für den Arzt nur aufgeht, wenn er eine ausreichende Menge an Privatpatienten behandelt, die ihm diese Investition finanzieren.   

Ein weiteres Beispiel für diese Argumentation ist das Fliegen. Nehmen wir ein großes Flugzeug, einen Airbus A 340. Auf der Strecke von Frankfurt nach Los Angeles verbraucht der Flieger durchschnittlich 7.700 Liter Sprit pro Stunde. Der Verbrauch hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel, ob Steilflüge notwendig sind, die viel Treibstoff verbrauchen. Bei einer Kurzstrecke, beispielsweise von Frankfurt nach München, verbraucht das Flugzeug im Durchschnitt mehr Kerosin als bei einem Langstreckenflug, weil der Steilflug mehr Treibstoff benötigt als der anschließende horizontale Flug, der bei einer Strecke nach München nur kurz ist.

https://de.wikipedia.org/wiki/AirbusA340#/media/Datei:AirbusA340-300AirbusIndustries(AIB)'Housecolors'F-WWAI-MSN001crop.jpg

Bleiben wir bei dem Beispiel Frankfurt - Los Angeles, bei dem 7.700 Liter pro Stunde verbraucht werden. Bei einem Preis von 2,50 Euro pro Liter bist du bei ungefähr 20.000,- Euro pro Stunde. Das entspricht einem Kleinwagen. Hinzu kommen die Kosten für die Crew, also den Kapitän, den Co-Piloten und die Flugbegleiter. Darüber hinaus kostet auch das ganze Drumherum, die Menschen, die auf dem Flughafen arbeiten. Sie betanken den Airbus oder reparieren ihn. Auch die Lande- und Stellgebühren auf dem Flugplatz kosten Geld.

Vergleichen wir die Ticketpreise für diese Strecke. Was bezahlst du für ein First Class Ticket nach Los Angeles? Rund 14.000,- Euro. Die First Class nimmt in etwa acht normale Plätze ein. Die Business Class kostet circa 6.000,- Euro auf der Strecke von Frankfurt nach Los Angeles und nimmt zwei Plätze ein. Das Top-Angebot, die First Class, kostet 14.000,- Euro, die Business Class 6.000,- Euro, und jetzt kommt die Economy, die oft abwertend als "Holzklasse" bezeichnet wird. Hier kommt es auf das Angebot an. Preiswerte Tickets gibt es bereits ab 444,- Euro. 444,- für ein Economy Ticket, 6.000,- Euro für die Business Class, die zwei Plätze einnimmt, aber mehr als das Doppelte kostet. Oder die First Class mit dem Achtfachen an Raum für einen Preis von 14.000,- Euro. Das bessere Essen und der Champagner rechtfertigen die Preisunterschiede nicht, sondern es ist der zusätzliche Raum, den der Passagier einnimmt und nicht an andere verkauft werden kann.

Das ist für mich eine Metapher, die klar macht, dass diejenigen, die sehr viel für ein Ticket zahlen, die anderen mitfinanzieren. Dieser Vergleich lässt sich auf die Unterschiede zwischen Gesetzlicher und Privater Versicherung anwenden. In Deutschland sind die Beamten in der PKV, und auch Selbständige oder gutverdienende Angestellte können Mitglied werden. Wem dies noch nicht reicht, für den gibt es die Möglichkeit, über Zusatzversicherungen die gleichen Leistungen zu erhalten. Natürlich kann sich das nicht jeder leisten, aber manche setzen leider falsche Prioritäten. Sie sparen an der eigenen Krankenversicherung, aber beim Auto sind sie bereit, eine hohe Versicherungssumme zu zahlen. Das Auto ist oft besser versichert als die eigene Gesundheit.

Mein Fazit: Ich finde die Private Krankenversicherung nicht sozial ungerecht. Angenommen, es würde irgendwann eine einheitliche Bürgerversicherung geben, dann gäbe es immer noch Menschen, die sich trotzdem private Zusatzversicherungen kaufen würden. Natürlich gibt es Unterschiede in den Klassen, dessen bin ich mir bewusst, aber der Hauptgrund ist nicht die PKV, sondern die Politik, die unser wundervolles Gesundheitssystem über Jahre hinweg kaputt gemacht hat.   

Herzlichen Dank fürs Rein- und Hinhören. Ab hier liegts an dir. Bis zur nächsten Folge, dein Michael Serve. Schau auch gerne auf meiner Seite michael-serve.de vorbei. Ich freue mich auf deinen Besuch.  


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