Wann lohnt sich eine GmbH

Shownotes

Wann lohnt sich eine GmbH ?

Wann lohnt sich eigentlich eine GmbH? Diese Frage wird mir in Kundengesprächen immer wieder gestellt. Manche Leute schießen über das Ziel hinaus und gründen ihre GmbH zu früh. Sie hören auf andere, die ihnen sagen, dass man als Unternehmer frühzeitig als GmbH firmieren sollte. Sie denken, es sei eine gute Idee, um Steuern zu sparen. Ich habe immer wieder einmal Zahlen durchgerechnet und herausgefunden, dass sie weniger Steuern zahlen müssten, wenn sie Einzelunternehmer geblieben wären.

Es ist wichtig zu verstehen, was im Hintergrund einer GmbH passiert, und das ist gar nicht so schwer. Ich empfehle dir, meinen YouTube Kanal zu besuchen. Dort findest du ein Video, in denen ich das Thema visuell darstelle, so dass es leichter nachvollziehbar ist.

Videoempfehlung: https://youtu.be/XfNHXBKVMmM

Meine Ausführungen ersetzen keinen Steuerberater, sondern ich betrachte die besprochenen Themen aus unternehmerischer Sicht. Wenn du sicher gehen willst, dann setze dich unbedingt mit deinem Steuerbüro zusammen.

Es gibt zwei Gründe, warum man sich für eine GmbH entscheiden sollte. Der erste Grund ist die Haftungsabschirmung. Das sagt schon der Name aus, die "Gesellschaft mit beschränkter Haftung". Allerdings könnte man die Haftungsbeschränkung auch mit einer Berufs- oder Vermögenshaftpflichtversicherung erreichen (Bitte mit dem Versicherungsbüro deines Vertrauens schriftlich abklären).

Die Haftungsabschirmung gilt nicht immer, weil du als Geschäftsführer in bestimmten Fällen trotzdem haftbar gemacht werden kannst. Beispiel: Ulli Hoeneß. Er hat Steuern hinterzogen, und es hat ihm nicht geholfen, eine GmbH zu führen. Die Steuerhinterziehung griff voll auf sein Privatvermögen durch. Wenn du Blödsinn machst und gegen geltendes Recht verstößt, dann haftest du aufgrund der Durchgriffshaftung trotzdem mit deinem Privatvermögen.

Normalerweise haftet natürlich die GmbH. Sollte etwas Großes passieren, könntest du das Unternehmen liquidieren beziehungsweise in die Insolvenz führen, und das wars mit der GmbH.

Der zweite Grund sind die Steuern. Grundsätzlich solltest du dir merken: Eine GmbH lohnt sich erst dann steuerlich, wenn der durchschnittliche Steuersatz des Einzelunternehmens höher ist als der Steuersatz einer GmbH. Bitte dies nicht mit deinem Grenzsteuersatz verwechseln! Es gibt einen Steuersatz, den du im Durchschnitt bezahlst, und es gibt einen weiteren, den du in der Spitze bezahlst, also für jeden hinzukommenden Euro. Du darfst aber nicht mit dem Spitzensatz rechnen, sondern mit dem Durchschnittssteuersatz. Den kannst du mit einem Rechner des BMF, dem Bundesministerium für Finanzen, berechnen. Oder du setzt deine Werte vom Finanzamt ins Verhältnis, indem du die Einkommensteuer, die du insgesamt bezahlt hast, ins Verhältnis zu deinem zu versteuernden Einkommen setzt.

Um sicher zu gehen, rate ich dir, einen Profi ins Boot zu holen. Ich möchte dir lediglich die Eckdaten aufzeigen. Wichtig ist, dass der Durchschnittssteuersatz zählt. Manche weisen darauf hin, dass sie in der Spitze 42 Prozent zahlen. Das heißt, dass sie für jeden hinzuverdienten Euro 42 Prozent Steuern zahlen müssen. Der Grund, eine GmbH zu gründen, ist nicht, dass dieser Satz größer ist als der Steuersatz einer GmbH, sondern es gilt, auf den Durchschnittssteuersatz zu achten.

Es gibt vermögensverwaltende GmbHs, die lediglich Gelder verwalten sowie operative GmbHs, die einem Steuersatz von rund 30 Prozent unterliegen. Die Körperschaftssteuer beträgt 15 Prozent, und der Rest ist Gewerbesteuer, die sich nach dem Hebesatz richtet. Der Hebesatz ist der Satz, den deine Gemeinde verlangt. Bei mir in Bad Windsheim sind es 365 Prozent, in München über 500 Prozent. Ausschlaggebend ist, wo du deine Betriebsstätte hast. Rechnen wir der Einfachheit halber mit 30 Prozent Steuern, die eine GmbH zahlen muss, 15 Prozent Körperschaftssteuer und 15 Prozent Gewerbesteuer.

Dein Durchschnittssteuersatz muss deutlich größer sein als diese 30 Prozent, damit sich die Umstellung auf eine GmbH lohnt. Bei einer GmbH fallen höhere Kosten an, zum Beispiel für das Büro, für den Steuerberater und für den Notar. Das musst du alles ins Feld werfen, um prüfen zu können, ob dir die GmbH tatsächlich einen Vorteil bietet.

Dieser Vorteil greift ab einem zu versteuernden Einkommen von 80.000,- Euro bei Singles und 160.000,- Euro bei Verheirateten oder Verpartnerten. Erst dann bist du knapp über 30 %, ausgehend von den Werten von 2023. Achtung! Dabei habe ich noch nicht die Mehrkosten für das Steuerbüro eingepreist. Bei diesen Einkommensgrenzen handelt es sich nicht um den Umsatz, sondern um den Gewinn vor Steuern. Das heißt, dass alle Kosten bereits abgezogen sind und erst dann die Grenze von 80.000,- Euro als Single oder 160.000,- Euro als Verheirateter als Basis genommen wird.

Das ist eine ganze Menge. In der Regel investierst du gerade am Anfang deiner Selbständigkeit noch sehr viel in die Firma, was als Betriebsausgabe wieder abgezogen werden kann und hast somit keinen sehr hohen Steuersatz. Behalte im Hinterkopf, dass der Durchschnittssteuersatz über dem GmbH-Steuersatz liegen muss, damit sich eine GmbH lohnt.

Als kleiner Wermutstropfen kommt noch hinzu, dass du deine Geschäftsergebnisse im Bundesanzeiger veröffentlichen musst, wenn du eine GmbH hast. Das heißt, dass alle sehen können, was du hast. Manche möchten das nicht.

Ein weiterer Punkt ist die Reputation einer GmbH. Sie macht vielleicht einen seriösen Eindruck, und so mancher Kunde kauft gerne bei einer GmbH, weil er denkt, dass er dort in sicheren Händen ist. Ich weiß nicht, ob das ein guter Grund ist. Ich kaufe auch gerne bei einem Einzelunternehmen, wenn ich weiß, dass es solvent ist, denn der Einzelunternehmer haftet mit seinem Privatvermögen. Die Reputation ist für mich kein Argument, denn ich habe noch nie im Impressum nachgeschaut, ob das Unternehmen, mit dem ich zusammenarbeiten möchte, als GmbH firmiert.

Ich hoffe, ich konnte dir etwas mitgeben. Wenn du Fragen bezüglich einer Berechnung hast, dann scheu dich nicht, mich anzusprechend. Ich helfe dir gerne auf die Sprünge.


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